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Sind runde Biothane-Leinen nur was für kleine Hunde?

Viele Hundehalter stellen sich die Frage, ob runde Biothane-Leinen nur für kleine Hunde geeignet sind oder ob sie auch großen und kräftigen Hunden standhalten. Biothane-Leinen haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, da sie robust, wetterfest und pflegeleicht sind. Doch worin unterscheiden sich runde Biothane-Leinen von flachen Biothane-Gurtbändern, und welche Variante ist für welchen Hund die richtige Wahl? In diesem Beitrag betrachten wir die technischen Hintergründe und praktischen Erfahrungen rund um rundes Biothane-Material und klären, ob diese Leinen wirklich nur etwas für kleine Hunde sind.

Biothane – was ist das überhaupt?

Biothane® ist ein US-patentiertes Material, das aus einem starken Gewebekern (meist Polyester) mit einer schützenden Kunststoff-Beschichtung besteht. Ursprünglich wurde Biothane als Ersatz für Leder entwickelt – es fühlt sich ähnlich an, ist aber wasserfest, schimmelt nicht und bleibt auch bei Kälte flexibel. Häufig wird Biothane in Form von flachen Bändern (Gurtband) verwendet, etwa für Hundeleinen, Halsbänder oder Pferdehalfter. Diese flachen Biothane-Gurtbänder gibt es in verschiedenen Breiten und Stärken (z. B. Standard oder extra dick „Super Heavy“), um unterschiedliche Zuglasten auszuhalten.

Neben den flachen Bändern bietet der Hersteller Biothane aber auch runde Profile an. Diese werden oft als Biothane Coated Rope oder Beta Rope bezeichnet – also als beschichtetes Seil aus der Biothane-Beta-Serie. Im Deutschen spricht man meist einfach von runden Biothane-Leinen oder Biothane-Rundleinen. Das Besondere daran: Statt eines flachen Bandes hat man hier eine runde Leine, ähnlich einem Seil.

Biothane®-Leine 'Loopline'

Rundprofil: massives Rundmaterial statt Gurtband

Eine wichtige Frage ist, wie diese runden Biothane-Leinen aufgebaut sind. Handelt es sich dabei um ein flaches Biothane-Band, das irgendwie rund geschnitten oder vernäht wurde? Die Antwort lautet: Nein. Das runde Biothane-Material ist ein massives Rundprofil. Im Inneren befindet sich – wie bei allen Biothane-Produkten – ein robustes Gewebe als Zugkern, und außen herum ist ein nahtloser Kunststoffmantel. Man kann es sich also wie ein Seil mit Kern und Mantel vorstellen. Laut Hersteller besteht das runde Biothane-Seil aus einem Polyestergewebe im Inneren, das von einer PVC-Ummantelung umgeben ist. Es ist also kein flaches Band, das irgendwie zur Rundleine „umfunktioniert“ wurde, sondern ein speziell rund extrudiertes Profil.

Durch diesen Aufbau vereint die runde Biothane-Leine die gleichen Eigenschaften wie das flache Biothane-Gurtband: reißfest, witterungsbeständig, kein Wasser aufnehmen und leicht zu reinigen. Gleichzeitig bietet die runde Form einige eigene Vorzüge, aber auch Unterschiede im Handling – dazu später mehr. Wichtig festzuhalten ist: Die runde Biothane-Leine ist vollwertiges Biothane-Material mit durchgehendem Kern und nicht etwa hohl oder nur zusammengenäht.

Verfügbare Durchmesser und Varianten

Runde Biothane-Leinen werden hauptsächlich in zwei Durchmessern angeboten: 6 mm und 8 mm. Diese Größen entsprechen ungefähr 1/4″ (ein Viertel Zoll) und 5/16″ (fünf Sechzehntel Zoll) im amerikanischen Maßsystem, da Biothane ein US-Produkt ist. Einige Händler geben den 8‑mm-Durchmesser auch mit ~7,5 mm an, was auf die Umrechnung von Zoll zurückzuführen ist. Faktisch handelt es sich um ca. 6 mm und ca. 8 mm dicke Rundseile.

Beide Varianten sind in vielen Farben erhältlich – von Neonfarben bis klassischem Schwarz – analog zum flachen Biothane-Band. Seltener sind noch dünnere oder dickere Rundprofile anzutreffen. In der Regel decken 6 mm und 8 mm die Bedürfnisse vom kleineren Hund bis zum großen Hund ab. Für sehr kleine Hunde (z. B. unter 5 kg) ist sogar 6 mm unter Umständen noch relativ steif und überdimensioniert; dafür greifen manche Hersteller auf spezielle Welpenleinen zurück, die oft aus noch dünnerem und weicheren Materialien bestehen. Im Standard-Sortiment von Biothane selbst sind jedoch 6 und 8 mm die Hauptgrößen.

Varianten: Die 6-mm-Leine ist merklich leichter und etwas flexibler als die 8-mm-Version. Sie eignet sich gut, wenn man eine möglichst leichte Schleppleine oder Führleine möchte, etwa für einen mittelgroßen oder kleineren Hund. Die 8-mm-Rundleine ist dagegen dicker, liegt etwas fester in der Hand und wiegt mehr – sie wird oft für stärkere Hunde oder wenn man extra Robustheit möchte, angeboten. Beide Durchmesser haben eine matte Oberfläche (Biothane Beta-Serie) und eine leicht griffige Haptik.

Zugfestigkeit und Bruchlast der runden Biothane-Leinen

Ein entscheidender Aspekt ist die Belastbarkeit: Wie viel Zugkraft hält so eine runde Biothane-Leine überhaupt aus? Hier können wir auf die Angaben des Herstellers und Tests von Händlern zurückgreifen. Die Bruchlast – also die Zugkraft, bei der das Material reißt – liegt bei etwa 225 kg für die 6‑mm-Leine und rund 350–360 kg für die 8‑mm-Variante. Anders ausgedrückt: Eine 6-mm-Biothane-Rundleine hält ungefähr 2,25 kN stand, bevor sie zerreißt, die 8-mm-Leine etwa 3,5 kN. Diese Werte sind vergleichbar mit gleich breiten flachen Biothane-Bändern. Zum Beispiel erreicht ein flaches Biothane-Band von 13 mm Breite (1/2″) ähnliche ~230 kg Bruchlast, und ein 19‑mm-Band (3/4″) liegt um ~340 kg. Man sieht also, dass die runden Profile in ihrer jeweiligen Dimension ähnlich stark belastbar sind wie entsprechende flache Bänder mit vergleichbarem Querschnitt.

Wichtig ist jedoch zu beachten: Die Angaben zur Bruchlast sind Laborwerte unter Idealbedingungen. In der Praxis sollten stets Sicherheitsreserven einkalkuliert werden. Dennoch zeigen diese Zahlen, dass auch die dünnere 6‑mm-Rundleine enorme Kräfte aushalten kann – weit mehr, als ein durchschnittlicher Hund jemals aufbringen dürfte. Selbst große Hunde können im statischen Zug diese Grenzen kaum erreichen. Ein Beispiel: Ein 40-kg-Hund würde, selbst wenn er mit dem 5-fachen seines Körpergewichts ins Geschirr sprintet, etwa 200 kg Kraft erzeugen – das liegt noch im Rahmen dessen, was 6 mm Biothane aushält. Die 8‑mm-Leine bietet dann noch einmal deutlich mehr Puffer nach oben.

Neben der Reißfestigkeit ist auch die Verschleißfestigkeit relevant. Biothane-Rundleinen sind abriebfest, allerdings kann eine dünnere Leine bei scharfen Kanten oder andauernder Reibung etwas anfälliger sein als eine breitere. In vielen Fällen nutzt sich Biothane im normalen Gebrauch aber kaum ab – es gibt keine Stoffhülle, die durchgescheuert werden könnte, wie etwa bei geflochtenen Nylonseilen.

Eignung für kleine und große Hunde

Kommen wir zur Kernfrage: Für welche Hunde sind runde Biothane-Leinen geeignet? Oft hört man die Meinung, die dünnen runden Leinen seien eher etwas für kleine Hunde, während man bei großen Hunden lieber breitere, flache Leinen verwenden solle. Tatsächlich hängt die Eignung von zwei Hauptfaktoren ab: der Zugkraft (Stärke) und dem Handling.

1. Zugkraft: Wie oben gezeigt, ist die 6‑mm-Rundleine bruchfest bis ca. 225 kg. Viele Hersteller empfehlen diese dünnere Variante für Hunde bis etwa 30–40 kg Körpergewicht. Das deckt bereits mittelgroße bis große Hunde ab (z. B. ein Labrador oder Schäferhund liegt in diesem Gewichtsbereich). Für noch schwerere oder sehr kräftige Hunde wird dann meist zur 8‑mm-Rundleine geraten, die mit ~360 kg Bruchlast genügend Reserven bietet. Das bedeutet: Auch große Hunde können grundsätzlich mit runden Biothane-Leinen geführt werden, sofern man den passenden Durchmesser wählt. Es ist keineswegs so, dass runde Leinen per se nur kleinen Hunden vorbehalten wären.

2. Handling und Komfort: Hier gibt es allerdings Unterschiede, die erklären, warum manch erfahrener Hundeführer bei sehr starken Hunden lieber flache Leinen bevorzugt. Eine flache Leine (z. B. 20 mm breit) verteilt den Druck auf der Hand besser, wenn der Hund zieht. Eine dünne Rundschnur kann sich bei abruptem Ruck unangenehm in die Hand einschneiden – das merkt man besonders, wenn ein großer Hund in die Leine springt. Für die Hand des Menschen fühlt sich eine breitere Fläche oft komfortabler an als eine schmale runde Leine, insbesondere unter hoher Last. Daher gilt in der Praxis oft: Je größer und kräftiger der Hund (und je weniger er leinenführig ist), desto mehr profitieren Halter von einer breiteren Leine, um die Zugkräfte abzufedern.

Ein anderer Aspekt ist die Führtechnik: Bei Bedarf kann man eine breite Leine leichter mit dem Fuß abstoppen (darauf treten), ohne dass sie wegrutscht. Eine runde Leine kann unter dem Schuh schneller durchrutschen wie ein Seil. Solche Details spielen eine Rolle, wenn man große, kräftige Hunde kurzfristig kontrollieren muss.

Auf der anderen Seite sind runde Leinen oft leichter und flexibler, was gerade für kleinere Hunde oder langes Schleppleinen-Training von Vorteil ist. Eine 10 m lange Schleppleine aus 8 mm rundem Biothane wiegt spürbar weniger als eine 20 mm breite flache Biothane-Schleppleine gleicher Länge. Für einen kleinen Hund kann eine schwere Leine zur „Bremslast“ werden, die er hinter sich herziehen muss. Hier spielt die runde Leine ihren Vorteil aus: Sie ist dünner, hat weniger Luft- und Bodenwiderstand und saugt sich nicht mit Wasser voll. Gerade bei Schweißhunden (Jagd) oder im Mantrailing schätzen Hundeführer die leichtere runde Leine, damit der Hund beim Verfolgen einer Fährte nicht unnötig Kraft verliert.

Praxisvergleich: Rund vs. flach – Vor- und Nachteile

Zum Abschluss fassen wir die Unterschiede zwischen runden und flachen Biothane-Leinen zusammen, sowohl technisch als auch im Alltagsgebrauch:

  • Zugfestigkeit: Beide Varianten sind äußerst reißfest. Eine 6 mm runde Biothane entspricht von der Bruchlast ungefähr einem 13 mm flachen Gurtband, und 8 mm rund entspricht etwa einem 19 mm flachen Band. Für große Hunde sollte entsprechend eine dickere Rundleine gewählt werden, um auf ähnliche Sicherheit zu kommen wie bei einer breiten flachen Leine.
  • Gewicht und Flexibilität: Rundmaterial ist bei vergleichbarer Länge meist leichter und hat geringere Reibung am Boden. Das macht lange Schleppleinen aus rundem Biothane ideal für kleine bis mittelgroße Hunde und für Arbeiten, bei denen die Leine viel gezogen wird (z. B. Fährtenarbeit). Flache Biothane-Leinen sind etwas schwerer und können bei sehr langen Längen mehr „mitschleifen“.
  • Handhabung & Komfort: Flache Leinen liegen breit in der Hand und verdrehen sich nicht, was bei ziehenden Hunden angenehmer ist. Runde Leinen drehen sich ggf. mal auf und können in die Hand einschneiden, vor allem die dünne 6 mm. Dafür sind runde Leinen einfacher durch Ringe zu ziehen (z. B. bei Schlitten oder bestimmten Führleinen) und knotenschlagen weniger als flache Bänder.
  • Verwendung je nach Hund: Für kleine Hunde (z. B. Terrier, Dackel) sind runde Biothane-Leinen ausgezeichnet geeignet, da sie leicht und trotzdem stabil sind. Große Hunde kann man ebenfalls an runden Leinen führen – hier empfiehlt sich die 8 mm Variante. Manche Experten raten bei sehr kräftigen Hunden dennoch zu flachen Leinen, da diese sich im Extremfall besser kontrollieren lassen. Letztlich kommt es aber auf die Qualität der Leine und die richtige Dimensionierung an, nicht allein auf die Form.
  • Spezielle Einsatzzwecke: In der Jagd und beim Mantrailing sind runde Biothane-Schweißleinen beliebt, weil sie weniger hängenbleiben und gut durch Bewuchs gleiten. Hier gilt oft die Faustregel: flach für große Schweißhunde, rund für kleine Hunde – einfach um den bestmöglichen Kompromiss aus Gewicht und Handhabung zu haben. Im normalen Spaziergang-Alltag dagegen spielt die Form weniger eine Rolle, solange die Leine stabil ist.

Fazit: Für wen sind runde Biothane-Leinen geeignet?

Runde Biothane-Leinen sind keineswegs nur etwas für kleine Hunde. Sie sind in passenden Durchmessern ebenso robust wie flache Leinen und können auch von großen Hunden sicher genutzt werden. Aus materialtechnischer Sicht spricht nichts dagegen, einen 30- oder 40-kg-Hund an einer hochwertigen 6-mm-Biothane-Rundleine zu führen – die Bruchlast reicht aus. Für noch schwerere Hunde bietet die 8-mm-Version zusätzliche Sicherheitsreserven.

Allerdings sollte man die praktischen Aspekte berücksichtigen: Bei sehr starker Zugbelastung fühlen sich breitere Leinen für den Halter angenehmer an und bieten etwas mehr Kontrolle. Daher greifen viele bei wirklich kräftigen Hunden lieber zu einem flachen Gurtband von z.B. 19 mm Breite. Kleine Hunde und solche, die wenig ziehen, profitieren dagegen von der leichten, unauffälligen runden Leine, die ihnen mehr Bewegungsfreiheit ermöglicht.

Im Endeffekt kommt es auf den Einsatzzweck an: Für Training auf Distanz (Schleppleine) und bei schlechtem Wetter ist Biothane rund ideal, weil es leicht, wasserfest und stark ist. Im städtischen Bereich an der Kurzführleine kann ein breiteres Band angenehmer sein, wenn der Hund stark zieht.

Zusammengefasst: Runde Biothane-Leinen sind vielseitig einsetzbar. Mit korrekter Dimensionierung sind sie nicht nur etwas für kleine Hunde, sondern können allen Hunden vom Dackel bis zum Schäferhund gute Dienste leisten. Entscheidend sind Qualität, Durchmesser und die richtige Handhabung – dann steht dem sicheren Spaziergang oder Training mit einer runden Biothane-Leine nichts im Weg.